KRAUT – über den kleinen Rassismus gegen mich selbst

Wir Deutschen wurden jahrzehntelang gern nach einer elsässischen Spezialität benannt, so wie die Italiener nach einer von Marco Polo aus China mitgebrachten Teigware. Auf die heutige Zeit übertragen wären wir wohl heute alle Pizzas oder Döners, wenn nicht gar Weltburger.

Ich habe schon früh begonnen mich meiner Nationalität zu schämen. Daran waren gar nicht meine Eltern schuld, bei denen Kartoffeln angesagter als Spaghetti waren, sondern ich ganz alleine. Schon als Kind wollte ich nie einen langweiligen Deutschen heiraten, sondern einen Indianer oder Eskimo. Nur waren die selten anzutreffen. Einmal war meine Mutter mit mir in einem Hamburger Kaufhaus bei den chinesischen Wochen. Alles war wie im Märchen. Schwarzlackiert, Rot und Gold mit Drachen und mysteriösen Schriftzeichen. So entschied ich mich für einen Chinesen. Einen der Klavier spielen kann. Denn, wenn einer Klavier spielen kann, ist der Rest schon fast egal. „KRAUT – über den kleinen Rassismus gegen mich selbst“ weiterlesen

SAMENFEST – nicht ärgern, nur wundern

Wie überlebt man in einer Welt, in der zwei Dosenbier weniger kosten als eine Zitrone? Warum kann ich zwei Sweatshirts zum Preis von einem gezapften Bier an der Touristenpromenade kaufen? Warum nur gibt es Fitnessdrinks für Perserkatzen und kalten Kaffee im Tetrapack? „Nicht ärgern, nur wundern“, so hat meine Großmutter Mariechen immer gesagt. Ich wundere mich ausgiebig. Über sowas und über das Wunder auf meinem Balkon, der von zwei riesigen Bohnenpflanzen dominiert wird – gezogen aus zwei winzigen, verschieden bunten Hosentaschen-Mitbringseln aus dem letzten Urlaub. „SAMENFEST – nicht ärgern, nur wundern“ weiterlesen

WURST IST KEIN SPASS – über Achtsamkeit beim Essen

Der Mann, mit dem ich in einem Bett schlafe, kommt aus einer bergigen Gegend im deutschsprachigen Raum und spricht viel ordentlicheres Deutsch als ich. Seit wir zusammen sind, werde ich wieder mit Sachen fertig. Nicht fäddich, wie zuvor. Und womit ich fertig werde, damit kann ich was anfangen. „WURST IST KEIN SPASS – über Achtsamkeit beim Essen“ weiterlesen

FUNDSACHEN– Knipp-Burger mit Apfelmus von der Straße

Es gibt so Tage, da kann ich meinen Stadtteil nicht mehr sehen. Damit meine ich nicht den Umstand, dass mir regelmäßig in den Hauseingang gepinkelt wird. Sondern eher, dass alles irgendwie zu viel Bedeutung hat. Welche Schuhe man trägt, mit wem man cornert, was man nicht hört mit’m großen Kopfhörer oder nicht isst oder überhaupt macht oder nicht. Kennst Du das? „FUNDSACHEN– Knipp-Burger mit Apfelmus von der Straße“ weiterlesen

HOW TO SURVIVE IN A KITCHENETTE

HOW TO SURVIVE IN A KITCHENETTE – Plastikflaschen nose-to-tail

Spätestens nach meinem ersten Besuch auf dem Rialto-Markt habe ich mir abgewöhnt, in Hotels zu übernachten.  Kennst Du das? Über einen Freshmarket mit den herrlichsten Lebensmitteln zu spazieren, alles, einfach alles haben zu wollen und nichts kaufen zu dürfen, weil dein Zimmer keinen Herd hat? Seitdem versuche ich immer, Privatzimmer mit Kochgelegenheit zu finden.

Was ich immer mitnehme: mein Kochmesser, ein Schneidbrettchen, damit ich mir ersteres erhalten bleibt, ein sauberes Geschirrtuch in neutraler Farbe, weil ich schon tausend extrem geblümte aus aller Welt habe, und einen Sparschäler, der wirklich sparschält. Der hilft auch bei der Einreise in Länder, bei denen gerne mal das Gepäck kontrolliert wird – denn Attentäter schälen nicht spar. Neuerdings nehme ich übrigens auch ganz gerne einen Ingenieur mit, denn der biegt die besten Rührbesen und Fleischerhaken aus einem Drahtkleiderbügel. Aber zurück in die Küche. „HOW TO SURVIVE IN A KITCHENETTE“ weiterlesen