IN DIESEN ZEITEN …

Ein Erklärungsversuch von Manus Dexter

Ich habe mich in den letzten Monaten oft dabei ertappt, sehr häufig „in diesen Zeiten“ zu sagen. Obwohl es im Zusammenhang stets gut passte, habe ich mich doch jedes Mal mit meiner Kinderstimme gefragt : „Gibt es überhaupt mehrere Zeiten, Manus Dexter?“ Zum kindgerechten Antworten auf diese sehr gute Frage bin ich bis jetzt noch nicht gekommen, denn immer, wenn ich wollte, waren die Gedanken schon ganz woanders. Jetzt versuche ich es mal. „IN DIESEN ZEITEN …“ weiterlesen

KÖCHE in ZOOM

Warum eine saubere Badewanne keine dreckige Kneipe ersetzen kann

Ein Gastbeitrag von Manus Dexter

Heute war ich sechseinhalb Stunden in einer Videokonferenz und je eine Stunde davor und danach, plus gestern drei und vorgestern zwei zum Vorbereiten. Oben Anzug, unten Norwegersocken und Hotelpuschen.

Ich bin schon ganz geübt. In der Menüleiste weiß ich inzwischen, „KÖCHE in ZOOM“ weiterlesen

SCHUMMERSTUNDE – so schmeckt Versöhnung

Schon als ich ein kleiner Junge war, waren die verbotenen Dinge die Besten. Zu den schönsten, verbotenen Momenten meiner Kindheit gehörte die sogenannte Schummerstunde mit meiner Mutter. Wir saßen in der Dämmerung im Wohnzimmer mit irischer Musik, schwarzem Tee und Kerzenschein, aßen ein Plätzchen oder ein Stück Stollen und unterhielten uns über alles Mögliche.

Einer von uns, meistens ich, saß in Fensternähe, um den Lichtschein zu sehen, den Vaters Auto warf, wenn es den Weg hochkam. Schnell wurde dann die Musik abgestellt und die Kerzen ausgepustet, denn es war ja noch nicht Weihnachten, sondern nur ein ganz normaler Herbstabend. Auch die Teetasse musste weg, denn Tee ist nichts für Kinder. Und wenn der liebe Gott das Licht ausmacht, dann soll man schlafen gehen – das waren die Ansichten meines Vaters. Auch, was Essen anging, war alles, was er sagte ziemlich logisch. Obst ist Nachtisch, Zimt gibt’s im Advent, gewürzt wird mit Salz und Pfeffer und zu einem richtigen Essen gehören Kartoffeln und keine Nudeln, denn wir sind ja hier nicht in Italien. Nudeln gab es fast nie.

Gesundheitsbewusst war er schon immer, legte viel Wert auf Sport und die tägliche Ration Obst und Gemüse. Gemüse mochte ich. Obst eher nicht. Überhaupt war Süßes – außer natürlich Eis – nicht so mein Ding. Das wussten auch die anderen Kinder im Dorf und so gab es für den kleinen Manus zum Geburtstag keine Schokolade, sondern eine Mettwurst. „SCHUMMERSTUNDE – so schmeckt Versöhnung“ weiterlesen

KULINARDELIKT – Manus Dexter zu Gast bei APOKALUEBKE

Haben Sie schon mal überlegt, was die Wörter Delikt, delikat und Delikatesse miteinander zu tun haben? Warum sind nicht alle gleich positiv besetzt? Ist der Umstand, dass etwas, das wir delikat nennen, immer irgendwie auch ein bisschen versaut ist, das eigentlich Reizvolle? Und wo bleibt hier der Geschmack?

Ist es beispielsweise geschmackvoll (oder delikat?), dass manche Menschen – und nicht nur Köche – andere, wenn sie sich hingezogen fühlen als Schnitte, Schnecke oder Filet betiteln? Wer ist dann ein Wurstbrot und vor allem: Kann auch ein Bückling sexy sein? Insbesondere, wenn ich ihn selbst genagelt – äh… geangelt habe? Hier ist wohl die Grenze zu pikant.

Bei KULINARDELIKT geht es ums Lebensmittel – und doch ist sie keine Kochkolumne im althergebrachten Sinne mit grammgenauen Rezepten und Vorher-Nachher-Fotos. Es geht um den anarchistischen Umgang mit guten Produkten. Kreativ, behutsam und nachhaltig. Es geht um Handwerk und um altes Wissen, denn oft weist uns der verantwortungsvolle Blick zurück den Weg in die Zukunft. Es geht um Realität und manchmal auch Entbehrung – viele Lieblingsessen sind entstanden, weil etwas fehlte.

KULINARDELIKT ist was zu Lesen für selbstbestimmte Menschen, die im Mund denken, kulinarisch ungehorsam sind und mit ihren ureigenen Assoziationen Neues schaffen.

Ich freue mich, an dieser Stelle, also in Luka Lübkes Küche gegen den Weltuntergang ein paar Wochen Gastkolumnist zu sein, hoffe, dass es Ihnen schmeckt und dass ich nicht allzu sehr kleckere.

Beste Grüße,

Manus Dexter