Schon als ich ein kleiner Junge war, waren die verbotenen Dinge die Besten. Zu den schönsten, verbotenen Momenten meiner Kindheit gehörte die sogenannte Schummerstunde mit meiner Mutter. Wir saßen in der Dämmerung im Wohnzimmer mit irischer Musik, schwarzem Tee und Kerzenschein, aßen ein Plätzchen oder ein Stück Stollen und unterhielten uns über alles Mögliche.
Einer von uns, meistens ich, saß in Fensternähe, um den Lichtschein zu sehen, den Vaters Auto warf, wenn es den Weg hochkam. Schnell wurde dann die Musik abgestellt und die Kerzen ausgepustet, denn es war ja noch nicht Weihnachten, sondern nur ein ganz normaler Herbstabend. Auch die Teetasse musste weg, denn Tee ist nichts für Kinder. Und wenn der liebe Gott das Licht ausmacht, dann soll man schlafen gehen – das waren die Ansichten meines Vaters. Auch, was Essen anging, war alles, was er sagte ziemlich logisch. Obst ist Nachtisch, Zimt gibt’s im Advent, gewürzt wird mit Salz und Pfeffer und zu einem richtigen Essen gehören Kartoffeln und keine Nudeln, denn wir sind ja hier nicht in Italien. Nudeln gab es fast nie.
Gesundheitsbewusst war er schon immer, legte viel Wert auf Sport und die tägliche Ration Obst und Gemüse. Gemüse mochte ich. Obst eher nicht. Überhaupt war Süßes – außer natürlich Eis – nicht so mein Ding. Das wussten auch die anderen Kinder im Dorf und so gab es für den kleinen Manus zum Geburtstag keine Schokolade, sondern eine Mettwurst.
Am Schlimmsten war Obst unterwegs. Der obligatorische, meist etwas schrumpelige Apfel an jedem Schultag und zu jedem Ausflug, die im Schulranzen vergessene braune Banane, die zwischen Schulatlasseiten klebte und stank, je länger man sie im Kinderzimmer versteckt hielt – denn weggeworfen wurde nichts. Noch heute mag ich Äpfel nur, wenn sie mir jemand mit einem krummen Windmühlemesser aufschneidet (das klingt so schön) und mir stückchenweise überreicht. Ausnahme: Leber Berliner Art mit viel Butter und süßen Zwiebeln. Ich mag auch keine Ananas – es sei denn, es liegt ein Stück Fisch darauf. Und Bananen nur gebraten, mit Chili und Huhn. Solche Obst- und Herzhaft-Kombinationen waren aber in den 70gern noch sehr unüblich. Das höchste der Gefühle waren die Dosenmandarinen zum Chicorée – Zichorie, wie mein Vater sagte, der aus einem Landstrich stammt, in der Frikadellen Klopse heißen und eines meiner Lieblingslebensmittel populär ist, obwohl es dort gar nicht wächst: Kapern. Mit Kapern kann ich fast alles essen. Sogar Obst. Wenn das nicht versöhnlich stimmt.
Hier ein einfacher, gesunder Salat, der auch meinem Vater schmecken würde, obwohl er kein Nachtisch isst und mir, als Obstverächter obendrein:
Rösten Sie eine Handvoll Walnusskerne oder Bruch trocken in der Pfanne. Lassen Sie sie etwas auskühlen und rühren sie in der lauwarmen Pfanne ein Dressing aus gutem Olivenöl, roten Zwiebelstreifen, Abrieb und Saft von Zitrone (alternativ Balsamico: schmeckt toll, aber zerstört das Farbenspiel ein bisschen), Salzkapern und frisch gemahlenem Pfeffer ein Dressing. Marinieren Sie damit Tomaten- und Pfirsichstückchen und richten Sie alles zimmerwarm an.
Korrespondierende Kräuter zu diesem Salat sind Petersilie, Estragon oder frische Minze. Er eignet sich als Beilage zu gebratener Wachtel, einem Fischfilet oder Ziegenfrischkäse und zum Beeindrucken von Frauen gleich gut und schmeckt mit Röstbrot, beim Picknick oder auf der Party.