„Holen Sie alles aus Ihrem YX-Notebook heraus“, steht in meinem neuen Papier-Notizbuch, dem hässlichsten, das ich jemals besessen habe. Das ist Werbung für eine App, die das Notizbuch PREMIUM macht. An meinen bisherigen (werbefreien) Notizbüchern habe ich immer geschätzt, dass ich etwas hineintun kann. Meine verknüdelten Gedanken zum Beispiel, die sich beim Schreiben entwirren, die gefasst in lediglich 26 Buchstaben klarer wirken. Ist das eine ganz kleine Vorstufe von Digitalisierung?
Ich bin im Urlaub und habe mir selbst versprochen, keine Telefonate und Mails zu beantworten. Ja, es gibt WiFi. Wenn man sich draußen auf die Treppe zum Hinterhof setzt und weit rausbeugt. Das ist ärgerlich, wenn man so will, weil man doch mit Blick in den Sonnenuntergang ganz gerne noch schnell mal nachkucken könnte, was noch mal Bauernmarkt in Landessprache heißt und wie man es richtig ausspricht.
Als ich daheim meine Abwesenheitsnotiz für Emails schrieb, habe ich überlegt, ob ich das Wort Quality-time verwenden soll. Ich habe nachgekuckt und festgestellt, dass es aus Amerika kommt, noch gar nicht so alt ist und man sehr viele Bedingungen erfüllen muss, um seine Zeit so nennen zu dürfen. Da habe ich es gelassen. Gesetze sind für mich erstmal nicht Quality – es sei denn, ich habe sie selbst geschrieben. Zum Beispiel sowas, wie es in anderen Worten in fast allen meinen alten Notizbüchern steht: Mein ganzes Leben soll Quality-time sein. Ich möchte nicht, dass es aus vielen Wochen Scheiß-Zeit und wenigen Tagen guter Zeit besteht. Arbeit soll ≠ Scheiße sein, denn das sind ganz schön viele Stunden meines Lebens. Scheiße kann auch privat passieren. Und zwar qualitativ sehr hochwertige Scheiße.