Out of MY box –Selbstversuch einer Köchin mit Hello Fresh
Meine erste Ausbilderin, die Modistin-Meisterin Eva Emilia Kaiser, sagte oft vor einem Haufen Altpapier: „Das ist aber ein schöner Karton!“. Da sie sonst eine eher freudlose Zeitgenossin war, wunderte mich das. Mein Großtante Erika, die im Krieg Krankenschwester in Bremen war, hatte in jedem ihrer zahlreichen Hand-Täschchen einen Kugelschreiber, einen Kamm, einen Nagelknipser, eine Sicherheitsnadel und drei millimetergenau zusammengefaltete Plastikbeutel von verschiedener Größe. Auch das hielt ich für einen kriegsbedingen Spleen, genau wie die zwei Umverpackungen Toilettenpapier, in Kleidersäcken verstaut unterm Bett bei den Schnapsflaschen. Getrunken hat sie nie, aber wer weiß. Nachdem sie starb, hatte ich vier Jahre lang feinste englische Lavendelseife, die überall zwischen ihrer wollenen Unterwäsche und dem Tafel-Leinen verborgen war. Heute kann ich beide verstehen. Als weitgehend plastikfrei und zu Fuß einkaufender Mensch ist man schließlich nicht mehr ständig von Tüten und Kartons umgeben. So hüte ich inzwischen ebenfalls „schöne“ Plastikbeutel und Kartons wie etwas Gekauftes, reise nie ohne Vakuumbeutel, sammle Spargelgummis, bis sie brüchig werden und besitze sogar einen Hacken-Porsche.
Als vor drei Wochen das erste „Hello Fresh“- Paket kam, dachte ich: „So ein schöner Karton!“. „HELLO CHEF – PROLOG“ weiterlesen