Mein erstes Mal, wie es dazu kam und warum es nicht ohne Amadeus geht
Schon vor einigen Jahren, als Hello Fresh noch ein Startup und ich noch ein richtiger Restaurantkoch war, hat mir eine Freundin eine Probe-Box geschenkt. Das Auspacken war eine wahre Freude, genau wie dieses Jahr. Die Vereinbarkeit mit meinem Terminkalender war schon schwieriger, drei freie Abende am Stück undenkbar. Die versprochene, wenn auch für mich schwer nachvollziehbare „Sorglosigkeit“ der nicht mehr nötigen Speisplanung wandelte sich in Unbehagen. Nicht direkt gleich Stress, aber schon das Unwohlsein, dass mich immer beschleicht, wenn ich etwas nicht konsequent durchziehe. Ich versuchte es dennoch. Mit einer vegetarischen Linsenbolognese. Ich startete mit Stoppuhr und perfektem Equipment-mis-en-place. Doch schon nach zehn Minuten bekam ich Lust zu kochen, fand noch eine frische Tomate, fand meinen Rosmarin attraktiver als die maddelige Petersilientüte, verdreifachte die Knoblauchmenge und ließ das winzige Parmesanstück eingeschweißt, weil doch schon ein Normalgroßes angebrochen war. Es schmeckte sehr gut – versagt hatte ich trotzdem.
Nach und nach verbrauchte ich dann alles, was in der Box war, lediglich 30g Semmelbrösel müssen noch irgendwo sein. Und das große Kühl-Pad, dass ich noch heute mit zum Fisch kaufen nehme.
So war mir beim zweiten Hello Fresh Versuch schon klar, dass ich es allein nicht schaffen würde und habe Amadeus um Hilfe gebeten. Er ist kein Koch, sondern verdient sein Geld damit, Dinge auszurechnen, die ohne seine Berechnungen und das Vorgeben logischer To-do-Reihenfolgen in sich zusammenkrachen würden. Ich verstehe nichts von seinem Beruf, aber er kann sehr gut erklären. Bei mir funktioniert das am besten, wenn wir Vergleiche zum Kochen ziehen. Ungefähr so: wenn ich ein Menü an der falschen Stelle zu kochen beginne, wie zum Beispiel bei der Vorspeise, wird es ungefähr so, wie wenn ich bei einem Hochhaus mit dem Dach anfange. „Strategie“ ist nicht dasselbe wie „eins nach‘m andern“. Amadeus hat sich bereit erklärt, die Hello Fresh Rezepte exakt so zu kochen, wie es auf den Rezeptkarten steht. Ohne Kompromiss und egal, was ich sage. Ich durfte lediglich die Zeit stoppen, Bilder machen, Fragen stellen und nicht zuletzt – probieren. Wir zeigen Euch die lustigsten Momente im Video.
Anmerkung: dies ist keine Werbung, sondern ein selbstkritischer Selbstversuch, in dem ich mich als Köchin mit der Koch-Box konfrontiere – out of MY box. Ich möchte niemandem den Spaß verderben und niemand soll beleidigt sein – es sind nur meine Gedanken. Kommentare willkommen!
Aus dem Logbuch Teil 2 – Schwedische Frikadellen mit gerösteten Karotten und Kartoffelstampf
Verpackungseinheiten ohne Umverpackung: 11
Ursprungsländer: Deutschland, Niederlande
Nährwert pro Portion à 800g: 1681 kcal
Was wohl eine schwedische Frikadelle ist? Mit der Herkunft der Zutaten hat es jedenfalls nichts zu tun, erfreulicherweise sind es diesmal nur zwei. Dafür elf Verpackungen für zwei Teller Essen. Erfreulich finde ich, wie viele Techniken man bei diesem Essen lernen kann, das ist doch prima für Koch-Anfänger*innen! Ein wenig wunderlich für mich als Profi: die Kartoffeln werden vor dem Schälen nicht gewaschen, die Möhrenscheiben vor der Reise in den Ofen nicht komplett mit Öl benetzt, sondern nur esslöffelgenau abgemessen beträufelt – das wird dröge – ist das vielleicht das Schwedische? Die Möhrenschalen und die Anschnitte der Zwiebel werfen wir weg, dafür hat man uns 4 g Gemüsebrühe-Pulver eingetütet, um 100ml Rinderbrühe damit anzurühren. Egal ob Rind oder Gemüse: einen Gemüsefond hätte man uns doch zutrauen können, oder?
Frikadelle, Béchamelsauce, Stampf und auch die Möhren – alles gelingt und schmeckt auch echt okay – nur eben wieder wie gekauft und nicht, als hätte ein Freund für mich gekocht. Ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll: eine selbstgeschmierte Stulle schmeckt gut, aber nicht so wie die von der Mutter, auch wenn genau dasselbe drauf ist.
Fazit: 1681 kcal ausgewogene Ernährung. Es soll inzwischen immer mehr schwedische Waldarbeiter geben, die sich abends eine Hello Fresh Mahlzeit gönnen.